DIE WAHL DES RICHTIGEN SICHERHEITSDIENSTES

von Ronja Meggers

Was für ein Sicherheitsunternehmen wird für eine Veranstaltung, für ein Objekt, oder Allgemein für das jeweilige Vorhaben benötigt? Welcher Sicherheitsdienst ist der Richtige? Woran erkenne und wie finde ich das für mich richtige und qualifizierte Sicherheitsunternehmen? Um das Risiko zu minimieren, sich für das falsche Unternehmen zu entscheiden, werde ich in diesem Artikel einige Eigenschaften und Anhaltspunkte nennen, die eine vernünftige Wahl des Sicherheitsdienstes ermöglichen.

Fachgebiete
Im Sicherheitsgewerbe gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Fachgebieten. Die Diskothekenbewachung, der Veranstaltungsschutz, die Betreuung von
Aufnahmeeinrichtungen, den Objektschutz oder die Revierfahrten, stellen eine kleine Auswahl dieser dar. Jedes dieser Gebiete hat abweichende Einsatzorte und Arbeitsbereiche, sowie verschiedene Aufgaben und Tätigkeiten. Es bedarf unterschiedlichster Strukturen und Organisationen, Arbeitsabläufe, Dienstanweisungen, Unterweisungen, Anwendung von Technik und Equipment, der Einsatz von geeigneten, für das Fachgebiet infrage kommenden Mitarbeitern. Die Kunst ist es, zwischen den tausenden Sicherheitsunternehmen eines zu finden und auszuwählen, welches sich in dem jeweiligen Fachgebiet auskennt und Erfahrungswerte vorweisen kann. Ein Unternehmen, dass eigenständig und eigenverantwortlich den Auftrag mit einer guten Qualität betreuen kann.

Sicherheitsunternehmen & Qualität
Es gibt rund 6.500 Sicherheitsunternehmen in Deutschland. Einige haben sich auf einzelne Gebiete spezialisiert, andere wiederum bieten in allen Fachrichtungen einfach Alles an. Ein Sicherheitsdienst, welcher jahrelang im Objektschutz tätig ist, Konzepte, Einsatzplanungen, Arbeitsabläufe, sowie spezifische Dienstanweisungen erstellt und regelmäßig optimiert, den Arbeitsschutz organisiert, geeignetes Equipment, Technik und Arbeitsmaterial, sowie benötigte Dienstkleidung angeschafft hat, bei dem die Organisation und Struktur auf den Objektschutz ausgelegt ist, wird nicht die selbe Leistung und Qualität im Veranstaltungsschutz liefern. Dies ist bei den angestellten Sicherheitsmitarbeitern nicht anders. Der Mitarbeiter, der jahrelang als Pförtner auf dem Gelände eines Industrieunternehmens tätig war, wird sich kaum als Sicherheitsmitarbeiter im Veranstaltungsschutz auf einem Festival wiederfinden.

Um als Unternehmen in einer Fachrichtung qualitativ hochwertige Leistungen zu erbringen, bedarf es jahrelanger theoretischer und praktischer Erfahrung. Aus Erfahrungswerten, regelmäßigen Weiter- und Fortbilden, dass Teilnehmen an spezifischen Fachtagungen, das reine Informieren über aktuelle Innovationen um auf dem neusten „Stand der Technik“, oder aber auf dem aktuellen Stand der Vorschriften und Gesetze zu sein, entwickelt sich Fachkenntnis und eine gewisse Fachkompetenz. Dies betrifft vor allem die Führungsebene des Unternehmens. Vergessen wir jedoch nicht die Mitarbeiter, diejenigen, die diese Aufträge vor Ort betreuen. Die im Idealfall nicht nur extern, sondern auch intern aus- und weitergebildet werden. Die Kompetenz und Führung, die Weitergabe von Informationen und Wissen, sowie Erfahrungen zu teilen, das ist das Ziel und der Erfolg Sicherheit zu erschaffen. Aus dieser Kompetenz und diesem Wissen entwickelt sich Qualität. Dies kostet dem Unternehmen enorm viel Zeit und vor allem Geld.

Landkreise, Städte & Gemeinden
Die Kosten und Investitionen die das Unternehmen für Qualität aufbringt, spiegeln sich natürlich im Preis der jeweiligen Dienstleistung wieder. Wie soll es auch anders sein? Qualität kostet Geld. In der Regel sollte dies jedem bewusst sein. Leider stellen wir immer wieder fest, dass gerade unsere Landkreise, Städte und Gemeinden dieses Prinzip noch nicht ganz verstanden haben. Sie wollen die höchstmögliche Qualität bei der Ausführung der angebotenen Leistung, möchten allerdings den geringsten Preis zahlen. Das dies in der Realität nicht funktionieren kann, sollte ihnen spätestens bei der Ausführung der Leistung klar werden. Ein gutes Beispiel für „Qualität vs. Budget“ sind Ausschreibungen. Dort wird alles mögliche an Qualitätsnachweisen oder Qualitätsstandards gefordert – ISO 9001, DIN 77200, AZAV, Nachweise über externe und interne Weiterbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter, spezielle Ausbildungen und Qualifikationen, welche die einzelnen Mitarbeiter vorweisen müssen, die Lebensläufe der Einsatzleiter, verbunden mit einer Mindestanzahl von Erfahrungsjahren. Selbstverständlich gehört zu der Voraussetzung zur Abgabe noch die Ausarbeitung eines Konzeptes zur Ausführung der Leistung – das einem, nebenbei, auch niemand vergütet. Ausschlaggebend für den Zuschlag, wie soll es auch anders sein, ist oftmals zu 100% der Preis. Das dies auch rechtliche Folgen haben kann, bleibt unbeachtet. Das Auswahlverschulden sollte nicht außer Acht gelassen werden. Setzt der Schuldner bei der Erfüllung seiner Verbindlichkeit einen Dritten ein, der erkennbar ungeeignet oder dessen Einschaltung zumindest mit erkennbaren Risiken verbunden ist und realisiert sich dadurch eine verbundene Gefahr, haftet der Schuldner hierfür aus eigenem Verschulden. Bleiben wir bei dem geringsten Preis, dem Auswahlverschulden und der nicht vorhandenen Qualität. Dies sind nicht die einzigen Punkte, über die der Auftraggeber sich Gedanken machen sollte. Unternehmen möchten den größtmöglichen Ertrag erwirtschaften oder für einen bestimmten Ertrag geringstmögliche Kosten aufwenden. Praktisch bedeutet dies, das Unternehmen, welches für den geringsten Preis eingekauft wird, wird alles dafür tun, die Kosten so gering wie nur möglich zu halten. Nicht nur die Qualität leidet, auch Vorschriften und Gesetze werden missachtet oder bewusst nicht eingehalten. Dies betrifft unter anderem die Tarif- und Mindestlöhne, das Arbeitszeit- und Arbeitsschutzgesetz, die Sozialversicherungsabgaben, Zuschläge, Dokumentationspflichten, Bewachungsverordnung, Gewerbeverordnung oder aber die Qualität von Dienstkleidung und Equipment. Gerade das Thema Mindestlohn möchte ich hervorheben. Wenn ein gewisser Stundenverrechnungssatz unterschritten wird, ist es dem beauftragten Unternehmen und seinen Partnern nicht mehr möglich, gesetzeskonform zu agieren. Was seitens unseres Staates oftmals bei Ausschreibungen stattfindet, ist dass grundsätzlich das billigste Unternehmen den Zuschlag erhält. Dies wird langfristig im Sinne einer Negativ-Auslese zur Folge haben, dass qualitativ schwache, jedoch günstige Firmen am Markt überleben, während Unternehmen, die einen Anspruch erfüllen und entsprechend der Gesetzgebung agieren, auf der Strecke bleiben. Passiert dann etwas bei einem Einsatz von seitens des Sicherheitsdienstes, wird das Wehgeschrei unserer Politiker in der Öffentlichkeit wieder laut sein. Es werden abermals härtere Kontrollen gefordert um die „schwarzen Schafe“ doch endlich auszusortieren. Dabei haben wir die rechtlichen Voraussetzungen längst – nur werden sie bei staatlichen Aufträgen offenbar gerne umgangen. Der Markt mit den „schwarzen Schafen“ wird somit von den Auftraggebern/Gesetzgebern selbst geschaffen.

Impfzentrum
Im vergangenem Dezember mussten wir erschreckenderweise wieder einmal feststellen, dass der Preis das Zuschlagskriterium Nummer eins ist, selbst in unserem eigenen Landkreis. In dem Landkreis, in dem wir seit über 15 Jahren tätig sind und uns stets um eine sehr gute Zusammenarbeit und um einen regelmäßigen Austausch bemühen. Es handelte sich dabei um die Vergabe der Sicherheitsdienstleistung für das regionale Impfzentrum. Wir wurden ca. einen Monat vor dem geplanten Start der Einrichtung vom verantwortlichen Leiter des Fachdienstes des Bevölkerungsschutzes angefragt. Dieser vermittelte uns in keinster Weise, dass noch andere Dienstleister zur Auftragserfüllung in Frage kommen. Nach zeitnaher Angebotserstellung und den daraufhin regen kontinuierlichen Austausch über die Planung, Umsetzung und Durchführung der Sicherheitsdienstleistungen, sind wir in weiser Voraussicht schon, um den Auftrag gesetzeskonform ausüben zu können, in die interne Planungsphase von Personal, Umsetzung und Equipment eingestiegen. Der Impfstofflieferung geschuldet, verschob sich der Auftragsstart und der damit verbundene Dienstleistungsvertrag mehr als nur einmal. Kurz vor dem endgültig geplanten Einsatzbeginn, wohlgemerkt durch einen Anruf unsererseits, aufgrund des noch offenen Vertrages, erhielten wir eine Absage. Als Begründung nannte uns der Leiter des Fachdienstes des Bevölkerungsschutzes unseren Angebotspreis. Der andere Sicherheitsdienst hat einen durchaus geringeren Stundensatz angeboten und hat somit den Zuschlag für das Impfzentrum erhalten. Der verantwortliche Leiter teilte uns des Weiteren den Namen des Unternehmens mit, welches den Auftrag übernehmen wird. Diese Wahl war äußerst überraschend. Die Entscheidung viel auf eine Firma, die wir in der Vergangenheit bereits auf einer Veranstaltung kennengelernt haben. Hätten wir das sogenannte Sicherheitsunternehmen nicht persönlich getroffen, könnten wir uns keine Informationen über das Unternehmen einholen. Es sind keinerlei Informationen im Internet zu finden, es existiert weder eine eigene Homepage, noch eine eigene Firmenadresse, noch eine eigene Bürotelefonnummer oder eine firmenspezifische Emailadresse. Die Kontaktaufnahme und das damit verbundene Einholen von Informationen, Referenzen, Qualitäten, Qualifikationen, oder das vereinbaren eines Termines zum Kennenlernen, ist schier unmöglich. Das Unternehmen ist quasi nicht existent und nicht am Markt tätig. Uns ist durchaus bewusst, dass die Konkurrenz der reinen Sicherheitsdienstleister enorm ist und wir uns in einem freien Wettbewerb befinden. Allerdings sind die Auswahlkriterien, oder eher das Auswahlkriterium bei der Sicherheitsbetreuung des regionalen Impfzentrum des Landkreises sehr kritisch zu betrachten. Alle beteiligten Gewerke des Impfzentrums sollten eine gewisse Qualität und Erfahrung in ihren Bereichen vorweisen können, damit diese gemeinsam in Kooperation das höchst mögliche Ziel erreichen können. Selbst in dieser aktuellen Ausnahmesituation, solch wichtige und äußerst sensible Aufträge an Firmen zu vergeben, die lediglich einen geringen Preis vorweisen können, ist mehr als fraglich.

Wahl des Sicherheitsdienstes
Die Entscheidung für ein Sicherheitsunternehmen sollte nicht leichtfertig getroffen werden. Anhand einiger Eigenschaften und Anhaltspunkte ist es möglich eine vernünftige Wahl zu treffen. Nicht nur die rechtlichen Grundlagen, wie eine Gewerbeanmeldung und eine Erlaubnis nach § 34 a sind hier entscheidend.

1. Unternehmen
Informieren Sie sich, seit wann das zur auswahlstehende Sicherheitsunternehmen am Markt tätig ist. Eine langfristige Tätigkeit im Sicherheitsgewerbe ist ein Anhaltspunkt für ein gesundes und erfolgreiches Unternehmen, welches jahrelang Erfahrungswerte 
gesammelt hat.

2. Website und Kontaktdaten
Eine eigene und seriöse Website, ein geführtes Impressum, eigene Geschäftsräume, sowie eine Bürotelefonnummer, eine Faxnummer und eine firmenspezifische Emailadresse, sind Mindestanforderungen und sollten in jedem Falle vorhanden sein.

3. Fachgebiete
Um weitere Unternehmen ausschließen zu können, ist es sinnvoll nach Firmen zu suchen, die sich auf das jeweils geforderte Fachgebiet spezialisiert haben. Wie schon erläutert, ist es nicht sinnvoll, sich für ein Sicherheitsdienstleister zu entscheiden, der in allen Fachrichtungen Alles anbietet.

4. Termin
Ein persönlicher Termin um sich kennenzulernen und auszutauschen ist durchaus angebracht. Stellt die geographische Distanz eine Schwierigkeit dar, sollte wenigstens ein digitaler Termin vereinbart werden. Dieser dient nicht nur zur Informationsbeschaffung, der Informationsweitergabe von auftragsbezogenen Leistungen oder vertraglichen Gegebenheiten, sondern vor allem geht es um das Gefühl, die Vertrauenswürdigkeit und die Chemie zueinander.

5. Referenzen / Erfahrungswerte
Referenzen und Erfahrungswerte sind äußerst wichtige Auswahlkriterien. Allerdings ist es nicht ausreichend, sich auf der jeweiligen Unternehmenswebsite eine Auflistung der betreuten Veranstaltungen, Messen und Supermärkte durchzulesen oder aber sich diese telefonisch durchgeben zu lassen. Oftmals nutzen Sicherheitsdienstleister große und bekannte Namen von Veranstaltungen oder Supermarktketten als Referenzen, die sie nicht eigenständig und eigenverantwortlich betreut haben, sondern vereinzelt Mitarbeiter aufgrund von Personalengpässen des Generalunternehmers zur Verfügung gestellt haben. Informieren Sie sich im Detail, ob das Unternehmen Generalunternehmer war, oder als Kooperationspartner fungiert hat. Auch darüber, welche Bereiche und Tätigkeiten mit welcher Personalstärke betreut wurden.

6. Weiterbildungsmaßnahmen
Im Allgemeinen wird oft davon ausgegangen, dass es auf die Qualifikation des einzelnen Mitarbeiters ankommt. Natürlich ist diese nicht komplett unwichtig, jedoch geht es vor allem um die Qualifikation, die Fachkenntnisse und die Erfahrungswerte der Führungsebene. Die Mitarbeiter und Leitungen sollten nicht nur extern, sondern auch intern weitergebildet werden. Die Kompetenz und Führung, die Weitergabe von Informationen und Wissen, sowie Erfahrungen zu teilen, das ist das Ziel und der Erfolg Sicherheit und Qualität zu erschaffen.

7. Qualitätsstandard
Als gute Qualitätsnachweise gelten unter anderem die Zertifizierungen. Die zwei bekanntesten und im Sicherheitsgewerbe verbreitetsten Zertifizierungen sind die ISO 9001 und die DIN 77200. Die DIN 77200 definiert die einheitlichen Mindeststandards für Sicherungsdienstleistungen, kurz SDL. Sie stellt ein transparentes und einheitliches Anforderungsniveau für die ausschreibenden Auftraggeber, die SDL erfragen, sowie für die ausführenden Sicherheitsdienstleister sicher. In der Zertifizierungsphase wird die Organisation und die Prozesse der jeweiligen Firma optimiert und infolgedessen die Effektivität gesteigert.
Das abschließende Zertifikat dokumentiert den hohen Qualitätsstandard des Sicherheitsunternehmens. Die ISO 9001 ist eine Qualitätsmanagementnorm, sie dokumentiert eine gleichbleibend hohe Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität unabhängig von der Branche oder Größe eines Unternehmens. Die Zertifizierung gilt als Universaltalent und zugleich als Mutter aller Qualitätsnormen.

Letztendlich gibt es keine absolute Sicherheit, dass der richtige Sicherheitsdienst ausgewählt wird. Allerdings gibt es einige Eigenschaften und Anhaltspunkte, welche die Wahl des Unternehmens erleichtern und das Risiko minimieren, dass Falsche zu wählen. In dem Zuge sollte jedem bewusst sein, dass Qualität Geld kostet. Für ein qualitativ hochwertiges Sicherheitsunternehmen muss ein gewisses Budget einkalkuliert werden.

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